Weihnachtsfreundschaft mit der eigenen Unvollkommenheit schließen

Weihnachten 2024 Wald Dornen StreitWeihnachten 2024 – womit man womöglich nicht rechnet: die etwas andere Überraschung

Es gibt sie, die Beziehungen, die Familien, in denen gerade an Weihnachten ein Streit ausbricht. Ausgerechnet am Gabentisch werden alte Rechnungen hervorgezogen: jetzt, da ich mich doch zusammenreißen und mir Mühe geben müsste, gute Miene zum – ja, wo zu eigentlich? – zu machen.

Schon ist er dahin, verflogen, noch ehe er einsetzen konnte: der Weihnachtsfriede. Man ist geneigt, sich auf die Heimfahrt zu freuen, auf den schnöden Alltag, in dem es nicht nötig ist, sich zu verstellen. Doch halt. Was liegt dahinter?

Was taucht auf, wenn ich die Menschengerechtigkeit beiseite lasse?

Die Menschengerechtigkeit rechnet auf. Sie zählt die Schuldscheine. Wenn ich einen weniger habe als der andere, dann ist zumindest meine Welt in Ordnung. So der große Irrtum.

Hinter der Menschengerechtigkeit beginnt etwas Weihnachtliches. Mitten in der Kälte des Rechnens, des Aufrechnens und der hitzigen Fassade taucht etwas auf. Es ist zaghaft, und man könnte es gleichzeitig übersehen und überhören. Doch es ist in der Welt:

Im Spiegel der anderen Menschen taucht mein eigenes Menschsein auf

War da ein Urteil über den anderen? Gab es da ein Ärgernis über dieses oder jenes Verhalten? Wenn ich lange genug in den Spiegel der Auseinandersetzung, der Enttäuschung und der Vorwürfe blicke, dann taucht sie auf: meine eigene Unvollkommenheit.

Weihnachten als Einladung zu Ebenbürtigkeit

Im Grundgedanken zum Fest der Liebe kann ich das Vermächtnis der Selbstversöhnung finden. In allen Spiegeln, in allen Gegenübern finde ich einen kleinen Teil von mir: stumpfe, weniger erfreuliche Anteile, und auch die strahlend hellen Seiten.

In dem, was mir bei den anderen widerstrebt, will ich künftig eine Einladung zur Güte und Geduld mit mir selbst sehen. Jede erlebte Zumutung ist eine Gelegenheit zum Loslassen: von dem, was mich beschwert hat, worüber sich andere beschweren konnten: mit aller Berechtigung, wie die anderen meinten (was mich betrübte).

Weihnachten als die nicht endende Erweiterung der Menschengerechtigkeit. Als Eintritt in etwas, das größer ist und mystisch bleibt, weil es zum Loslassen auflösen und zum Annähern verbinden kann: jeweils so, wie es zum Leben gerade passt.

Die Versöhnung mit der eigenen Unzulänglichkeit, mit den eigenen Grenzen: dort, genau da beginnt der andere, das andere.

Weihnachten 2024 Zuversicht

An Weihnachten, mitten im Frost geht die Sonne auf.